Nicht Mono, nicht Bi, sondern Multi? Wo bleibt denn da der Individualismus, der für unseren Sport doch geradezu sprichwörtlich ist – wenn nicht gar in den FGA Statuten verzeichnet?!
Ach was, eines ist doch zunächst einmal klar: normalerweise kann am Schirm oder Delta eben nur einer hängen, und basta! Ein ganz einfacher technischer Zusammenhang also, und nichts Spezielles von wegen typischer Menschenschlag oder so. Wirklich? Vielleicht ist das ja doch etwas zu einfach gesehen und man müsste fragen, was zuerst da war: Huhn oder Ei? Sind Schirmler und Deltisten etwa Leute, die sich für den Sport interessieren, gerade weil sie allein an dem Ding hängen?
Spätestens, wenn die ersten Flüge länger als eine Stunde gedauert haben, zeigt sich, ob jemand Lust hat, mit sich, seinem Fluggerät und der Welt zufrieden zu sein und fern von allen Menschen ‘einsame Entscheidungen’ zu treffen. Und das gilt eigentlich nicht nur für den Fortgeschrittenen, sondern auch schon ganz am Anfang, beispielsweise beim ersten Höhenflug: wenn man/frau die eindrückliche Erfahrung, erstmals wie ein Vogel hoch über allem zu schweben und die Spielzeuglandschaft unter sich durchgleiten zu sehen, am liebsten laut rausschreien würde – ja, eben, dann bleibt gar nichts anderes, als es sich selbst zuzurufen, denn sonst ist da ja niemand. Macht ja nichts, dann erzählt man es halt nach der Landung den anderen – nur: wer hat die Erfahrung noch nicht gemacht, dass das, was man eben noch da oben erlebt hat, sich unten gar nicht recht erzählen lässt – alles irgendwie blass und unvollständig.
Ist es das vielleicht, was den Flieger zum Individualisten macht? Dass er bei seinen Flügen regelmässig Eindrücke in einer Intensität und mit einem Inhalt erlebt, die so gar nicht recht für mitteilende Gemeinsamkeit geeignet sind? Der Flieger also nicht einer, der ein geringes Mitteilungsbedürfnis hätte, sondern einer, der etwas macht, was man so nur für sich allein empfinden kann? Vielleicht ist in diesem Sinn was dran an der Aussage: Schirmler und Deltisten, alles Individualisten!
Doch kommt man von solchem philosophischen ‘Höhenflug’ zwischendurch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und beobachtet dort die Kollegen, wie sie oft stundenlang plaudernd am Startplatz hocken, obwohl die Thermik schon längst eingesetzt hat, oder wie sie nach Feierabend statt auf’s letzte Bähnli einfach mal am Landeplatz vorbeifahren, um zu sehen, wer heute so da ist – sind das etwa jene einsamkeitssuchenden Individualisten? Wohl nicht und so ist am Ende die Erkenntnis gar nicht so speziell: wie überall gibt es halt solche und solche! Vom Eigenbrödler bis zum Klatschspezialisten, vom Macher bis zum Mitmacher.
Und nun? Was heisst dann hier noch ‘Multi’? Ganz einfach: so unterschiedlich die verschiedenen Typen sind, die man unter Fliegern so antrifft, so identisch ist ihr Interesse, ihrer Leidenschaft unter günstigen Bedingungen nachzugehen und möglichst immer etwas dazuzulernen. Für beides ist eine entsprechende Institution förderlich: wenn sich jemand weil zeitweise dafür gewählt – für bestimmte Regelungen zuständig fühlt, dann ist es einfach viel wahrscheinlicher, dass in einem Fluggebiet alles reibungslos abgeht und Problemen vorgebeugt werden kann, die ansonsten angesichts der oft ziemlich massenhaft auftretenden ‘Individualisten’ unausweichlich wären; und wenn sich jemand darum kümmert, dem Einzelnen die Hemmung zu nehmen, auch vermeintlich dumme Fragen an die ach so erfahrenen Cracks zu stellen, und ihm die eine oder andere konkrete Anregung zu geben, sich mal was Neues zuzutrauen, dann wird er einfach mehr lernen, unser Individualist, der eben doch eines geworden ist: ein Mitglied bei der FGA.